Dienstag, 15. Januar 2013

CID Forschungsprojekte Landeskunde


Sonnenuntergang am 12. Dezember 2012 über der "Riesenburg" zwischen Weilmünster und Rohnstadt vom Dietenhäuser Berg aus gesehen mit Regenbogen-Lichtphänomen über dem Stollberg.



Bearbeitungsstand der landeskundlich-siedlungsgeographischen Forschungsprojekte

  • Die Berlin-Siedlungen in Kolumbien
  • Die weltweite Verbreitung der Ortsnamen Orange und Nassau
  • Die Antiochias
  • Bemerkenswürdigkeiten aus der Region Weiltal-Lahntal





Studien, Forschungen, Publikationen


Die Berlin-Siedlungen in Kolumbien

Kurze Rekapitulation der Projektgeschichte und aktueller Stand

Die Idee zum Studien- und Publikationsprojekt über die BERLIN-Siedlungen in Kolumbien wurde im Januar 1989 geboren, als der kolumbianische Rechtsanwalt und Politiker José Mario Montoya Hernandez den Autor bei Betrachtungen des für damalige Zeiten bemerkenswertesten kartographischen Werkes des Instituto Geografico Agustin Codazzi der 70er Jahre, des großen ATLAS DE COLOMBIA, auf die Existenz von etwa einem dutzend dort verzeichneten Orten mit Namen Berlin hinwies. Exakt 11 Jahre später, am 4. Februar 2000 und auf der Fahrt von Cucuta nach Bucaramanga bestätigte dann beim Transit einer nebligen, zum Gemeindegebiet von Tona / Santander gehörigen Paramo-Hochebene, die "Entdeckung" des Ortsschildes des "Caserio Berlin" die Koinzidenz und Exaktheit der Angaben des Atlas, eine Tatsache, die zu damaligen Zeiten in dem bürgerkriegsgeprüften Land gegenüber Ausländern oft abgestritten wurde.


Gespräch zwischen Dr. Mario Montoya Hernandez und Peter Zanger über die Berlin-Siedlungen in Kolumbien im Januar 1989 in Medellin / La Aguacatala


Unmittelbar nach dieser "Entdeckung" begonnene Recherchen in den Archiven des IGAC förderten dann die weitaus überraschendere Erkenntnis zu Tage, daß dort 93 registrierte aber vermutlich insgesamt weit über 100 kartographisch verzeichnete Orte mit Namen Berlin in Kolumbien existieren.  Dieses Phänomen gab Anlaß für das Konzept eines Forschungs- und Dokumentationsprojektes mit dem Ziel, eine Dokumentationsstelle, Botschaft und Agentur der kolumbianischen Berlins in Bogotá aufzubauen, wo alle existierenden Schriften zu Gründung, Namensgebung und Geschichte der Siedlungen zusammengetragen werden sollten und deren lokale Vermarktungsstrukturen durch die Vermittlung von Handelsbeziehungen gestärkt werden sollten.

Dazu waren Reisen in alle Orte notwendig, wo Interviews mit den Bewohnern geführt, lokale Bibliotheken konsultiert, Natur, Landschaft, Agrar und Handwerksprodukte registriert werden sollten, um natürliche Ressourcen und insbesondere historische Produkte und Techniken, deren Bedeutung im Laufe der Zeit durch synthetische Produkte verdrängt worden war, wiederaufzufinden und Möglichkeiten für deren Wiederauflebenlassen zu untersuchen.

Zur Verwirklichung dieses Vorhabens wurde zuerst ein Projekt- und Finanzierungsantrag an den Fondo de Proyectos para la Investigación e Tecnología FPIT bei der Banco de la Republica in Bogotá gestellt, der das Projekt prüfte und für prinzipiell unterstützenswert hielt, aber darauf verwies, daß ein solches Vorhaben aus Deutschland getragen werden müßte. Deshalb wandte sich das damalige Büro PLAN E.U. an die Frankfurter KfW mit einem Antrag auf ein 10 Jahre zinsfreies Auslands-Mittelstandsgründungsdarlehen über 150.000,-- DM, um so sowohl den Aufbau des Büros und Keramikateliers als auch die Durchführung des Forschungs- und Dokumentationsprojektes LOS BERLINES zu ermöglichen. Angestrebtes Finanzierungsmodell war dabei die Anlage eines Festgeldkontos für den Kreditbetrag bei der Banco Cafetero, die Erwirtschaftung von Depotzinsen zur Finanzierung des Grundbedarfes des Büros über 10 Jahre und die Rückzahlung des gesamten Kreditbetrages an die KfW nach diesem Zeitraum.

Die Zurverfügungstellung eines Privatkredites der Volksbank Weilmünster über einen Teilbetrag der beantragten Summe in Höhe von 20% ermöglichte dann zwischen Juni 2000 und Juni 2002 wenigstens die teilweise Verwirklichung des Unternehmensaufbaues in Bogota und das Bereisen des Landes, wobei 11 der 13 ausgewählten "Berlines" besucht und präsentierbare Daten für 7 der Siedlungen  gesammelt werden konnten. Erdrutsche, Guerrillaaktivitäten, lokale Sicherheitslagen, Klimasituationen und familiäre Erziehungsaufgaben bildeten dann die Gründe dafür, daß geplante, zweite Reisen zur Vervollständigung der gesammelten Daten nicht angetreten werden konnten, angesteuerte Orte nicht erreicht wurden oder Fahrten verschoben werden mußten. Nach Auslaufen der privaten Kreditfinanzierung im Jahre 2001 und Rückständen bei den Mietzahlung für Wohn- und Geschäftsräume in San Cristobal - Primer de Mayo / Bogotá in Höhe von 1 1/2 Monatsmieten wurden das Büro PLAN E.U. mit dem Keramikatelier PIEDRAS DEL RIO und seinen Betreibern Opfer einer von den Vermietern unter Polizeibeteiligung erzwungenen Räumung am 28. Dezember 2001. (Amaga 4.8.00 - La Ceja 1.01 - La Estrella 3.01)

Da in den folgenden 6 Monaten keine Neustrukturierung des späteren Büros CID, die unter anderem über die an der UdeA geplante Dotorandenstelle (siehe CID Bericht 2013 Kapitel Naturwissenschaften) für die Untersuchung der kolumbianischen Töpferwespenfauna hätte bewerkstelligt werden können, gelang, erfolgte am 21. Juni 2002 nach Ablauf des Visums die Rückreise nach Deutschland und damit die Grundsteinlegung für den Aufbau von CID & PIEDRAS DEL RIO in Weilmünster. (El Tesoro 10.1.2002)

Im August 2002 und im Juni 2003 wurden der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit GtZ Eschborn (heute: GIZ) OE Nördliche Andenländer zwei ausführlichste Berichte über die PLAN/CID Unternehmensgründung und den Projektverlauf der BERLIN-Studie mit dem Antrag, eine die Wiederausreise nach Kolumbien ermöglichende Projektfinanzierung zur Verfügung zu stellen, vorgelegt. Detaillierte Berichte über den Fortgang der Bemühungen zur Berlinprojekt-Weiterführung sind in den jeweiligen Kapiteln der Internetberichte von 2005, 2009 und 2011 registriert.   

Erzwungenermaßen - wie aus den Berichten über die Ablehung der Projektanträge durch alle angesprochenen Stellen hervorgeht - konzentrierte sich in den Jahren 2004 bis 2011 die Weiterarbeit am Haupt-Forschungsprojekt von CID auf die Edition von 4 Bänden einer in deutscher Sprache verfaßten, illustrierten Schriftenreihe zu  7 der besuchten und dokumentierten Orte und der anschließenden Überarbeitung, Aktualisation und Re-Edition und Übersetzung von 6 Artikeln ins spanische und deren Publikation in einer Internetschriftenreihe (wobei der bisher letzte Artikel über den Ort Berlin-Tona noch der redaktionellen Textbearbeitung bedarf).

Konzept der Internetpräsentation war - bei fehlender Reisemöglichkeit zu den Berlin-Orten - die Integration und Beteiligung der in kolumbianischen Berlins lebenden Menschen an der Redaktion und zukünftigen Aktualisation und Vervollständigung der Artikelserie, ein Schritt der zur Voraussetzung hatte, daß über das Publikationsmedium Internet die Projektidee und die bisher zusammengestellten Publikationen den Bewohnern der kolumbianischen Berlins und Fachlesern (IGAC, Geographiestudenten, Planungsmitarbeitern)  vorgestellt, nahegebracht und zugänglich gemacht werden konnte.

Die Homepage des Berlinprojektes von CID kann mittels der Internetadresse:




aufgerufen werden. Vernetzt mit der Homepage sind die bisher fertiggestellten Artikel zu den Orten:

Barrio Berlin - Ciudad de Medellin - Antioquia



Corregimiento Berlin - Municipio de San Onofre - Sucre



Barrio Berlin - Ciudad de Cartagena de las Indias - Bolivar

 


Vereda Berlin - Municipio de La Belleza - Santander del Sur




Caserio Berlin - Municipio de Fredonia - Antioquia
http://www.berlin-fredonia.blogspot.com


Corregimiento, Caserio y Paramo Berlin - Municipio de Tona - Santander del Sur
http://www.berlin-tona.blogspot.com

 
 
 
Kontaktaufnahmen mit CID aus im Rahmen des Studienprojektes besuchten und beschriebenen Orten fanden aus La Belleza und Fredonia statt. Mit der Familie einer ehemalige Bewohnerin der Mine Berlin bei Yarumal konnte Kontakt hergestellt werden, doch wurde das Angebot von CID zur Zahlung eines Honorares für die Redaktion eines Artikels über die Geschichte des Ortes nicht angenommen. Zweimal wurden aus Deutschland nach Cartagena/Kolumbien Reisende mit der Bitte angesprochen, das "Stadtviertel Berlin" aufzusuchen, die Bewohner zu interviewen und Fotos der historischen Gebäude anzufertigen, wozu ebenfalls Kontakte zum Sitz des IGAC in Cartagena aufgenommen und um informelle Unterstützung gebeten wurde, doch blieben auch diese Bemühungen, die weitere Artikelredaktion über Dritte zu organisieren, erfolglos.

Als bedauerlich ist auch zu verzeichnen, daß alle Versuche, aktuelle Information zur Neuredaktion des Aktikelbeitrages über Berlin Tona zu erhalten, fehlschlugen. Kontakte waren hierzu mit der Diözese Aachen, die eine Kirchenpartnerschaft mit Berlin Tona verwaltet, mit der Gemeindeverwaltung von Tona selbst und mit der Departamentsverwaltung in Bucaramanga geknüpft worden.

Die im Jahr 2001 besuchte Hacienda Berlin, eine 1888 von über das Bremer Tabak-, Tee- und Gewürzimporthaus Niemeyer entsandten Kaffepflanzern gegründete Kaffeplantage und -verarbeitungsanlage, die in der Anfangszeit selbstangebauten, gerösteten und verpackten Kaffee nach Deutschland exportierte, war über mehrere Monate hinweg mit einer  eigenen Internethomepage in Facebook präsent, über welche Tagebücher dort lebenden Bewohner abrufbar waren, doch leider ist die erwähnte Facebookseite neuerdings weder auffindbar noch wurden dorthin gerichtete Anfragen beantwortet. Die Redaktion eines Artikels zu der Hacienda Berlin Rionegro in der CID-Berlinprojekt-Schriftenreihe ist geplant, doch liegt leider nur wenig Bildmaterial und kaum Kenntnisse zur Redaktion eines Begleittextes vor.

Im Januar 2013 befindet sich die Internetpublikation der Schriftenreihe Landeskunde des CID Verlages auf dem hier dokumentierten Stand und wird weiterbearbeitet.



Die Räumung des Cerro Berlin bei Toribio / Cauca durch Indianer vom Stamm der Nasa
El COLOMBIANO Internetausgabe vom 18. Juli 2012



Als erfreuliche, projektbegleitende Anekdote kann aus der Presseberichterstattung der Internetausgabe der in Envigado erscheinenden kolumbianischen Tageszeitung EL COLOMBIANO vom 18. Juli 2012 die Fotoserie über die Räumung eines Militärcamps auf dem "Cerro BERLIN" bei TORIBIO im Departement CAUCA zitiert werden, in deren Verlauf  die Uniformierten, die mehrere auf dem Berlin-Berg stehende Antennen bewacht hatten, von Indianern des Stammes der Nasa weggetragen werden mußten.




Nächtlicher Abtransport von Rosemarie Zanger aus dem CID Wohnhaus und Institutsgebäude.
Ein begleitender Uniformierter trägt deutlich sichtbar 2 aus dem Haus gestohlene Macheten, eine davon ein persönliches Geschenk des Dr. Mario Montoya aus dem Jahr 1985


Weniger erfreulich hingegen ist der Einbruch eines uniformierten Kommandos in das Wohnhaus und Institutsgebäude von CID Forschung um 2 Uhr morgens am 6. November 2012 und der Abtransport und anschließende Beseitigung von Frau Rosemarie Zanger, der langjährigen Förderin und Mentorin des Berlinprojektes von CID, des Firmenaufbaues zwschen 1999 und 2002 in Bogota sowie der Übersiedlung nach Deutschland und Neustrukturierung des Büros und Forschungsprojektes nach Juni 2002 in Weilmünster. Frau Zanger beteiligte sich zwischen 1999 bis 2001 an Kreditverhandlungen mit der Volksbank Weilmünster und anderen Institutionen und stellte Kontakte her, wie beispielsweise zum Bürgermeisteramt des Ortsteiles Berlin der Gemeinde Seedorf bei Bad Segeberg.

Bereits im Mai 1997 betätigte sich Frau Zanger als Menschenrechtsaktivistin im Zusammenhang mit Kolumbien durch die Publikation eines privaten Protestbriefes gegen die Ermordung der beiden CINEP Mitarbeiter Mario Calderon und Elsa Alvarado durch ein uniformiertes Kommando der "Technischen Polizei der kolumbianischen Staatsanwaltschaft" CTI in Bogotá. Der Artikel erschien in der UMWELTZEITUNG des damals in Stadecken-Elsheim und Wiesbaden residierenden "Vereines zur Förderung von Landwirtschaft und Umweltschutz in der Dritten Welt e.V." VFLU.




Die Antiochias

Grenzüberschreitende Migrationen sind die historische Ursache für die überregionale oder weltweite gleichlautende Benennung von Siedlungen und geographischen Strukturen nach einem Ortsnamen. Die Gründe für solche Namensgebungen sind bisweilen jedoch sehr unterschiedlicher Natur wobei sowohl die Orientation als auch die Desorientation der über Ortsnamen geleiteten Migranten eine Rolle gespielt haben mag. 


Die Stadtmauer von Antiochia zur Zeit der Kreuzzüge.
Gezeichnet von Gustave Doré in Otto Henne am Rhyn - Die Kreuzzüge - Fourier Verlag 2003 


Angeregt durch das CID-Berlinprojekt und die Beschreibung der Berlin-Siedlungen in der kolumbianischen Provinz Antioquia richtete sich das Forschungsinteresse nach der Rückkehr nach Europa auf die Frage der Benennung der kolumbianischen Provinz durch Auswanderer aus der Region West-Türkei, Anatolien, Armenien und Levante und die Geschichte der Namensgebung der in diesem geographischen Raum existierenden Orte mit Namen oder Namensbestandteil Antiochia, einer bemerkenswerten Parallele zu den Wiederholungen des Ortsnamens Berlin in Kolumbien.

Der Unterschied zwischen beiden Benennungsphänomenen dürfte möglicherweise darin zu suchen sein, daß die große Zahl der Antiochias auf dem Weg zwischen Konstantinopel und Jerusalem den tieferen Sinn der Verwirrung der die heiligen Stätten suchenden, und auf ihrem Weg mancherlei Schaden anrichtenden Kreuzritter hatte, während die Berlin-Benennungen im Zeitraum der großen, z.T. staatlich organisierten Auswanderungswellen aus Deutschland zwischen 1870 und 1940 das Ziel verfolgten, den in ferner, fremder Umgebung ankommenden Auswanderern durch die Wiederholung des vertrauten Ortsnamen der deutschen Landeshauptstadt das Gefühl der heimatlichen Geborgenheit zu vermitteln.

Es wäre allerdings zu kurz gedacht, wenn man das Antioquia-Namensphänomen in Kleinasien nur mit dem Versuch interpretieren würde, die nach monatelangen Strapazen über den Balkan und den Taurus heranwandernden christlichen Gläubigen  vom eingeschlagenen, rechten Weg nach Jerusalem abzubringen um sie taktisch aufzuspalten und anderenorts hinzuführen.

Das historische Antiochia und heutige Antakia an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei, in dem nach biblischer Lehre im Anschluß an die Hinrichtung von Jesus Christus die erste christliche Gemeinde außerhalb Palästinas gegründet wurde, war für die Kreuzziehenden ein wichtiger Meilenstein und Orientierungspunkt nach der Passage Anatoliens und des Taurus. Zwischen dem 20. Oktober 1097 und dem 3. Juni 1098 soll es - nach Otto Henne am Rhyn -  zwischen den anrückenden Heeren der Christen und den Ortsansässigen Antiochiern zu heftigen Schlachten, der Belagerung und grausamen Eroberung der Stadt und  der Wieder-Inbesitznahme christlicher Reliquien  (i.e.: der "Heiligen Lanze") durch die Kreuzritter gekommen sein. Möglicherweise wurden deshalb mehr als ein dutzend Orte zwischen dem Mäandertal, der Hochebene bei Konya, den östlichen Bergen Armeniens, im heutigen Libanon, am See Genezareth und in der Nähe von Damaskus ebenfalls Antiochia benannt, um ähnliche Ereignisse zu verhindern, was wahrscheinlich ein Irrtum war, denn fast alle ehemaligen "Antiochias" sind heute Ruinenstädte.

Andere historische Quellen datieren einige der Antiochia-Namensgebungen allerdings um mehrere Jahrhunderte in vorchristliche Zeit, in die Regentschaft der Dynastie der Antiochos-Herrscher, die ein System gleichbenannter, unabhängiger Stadtstaaten gründeten und regierten, die durch Handels- und Verteidigungsbündnisse miteinander verbunden und einflußreicher als  ihnen übergeordnete Staatskonstruktionen in der osmanischen Georegion waren.

Im CID-Geschäftsbericht Juni 2006 - Januar 2007 (unpubliziert), von dem wegen der darin enthaltenen politischen Dimension der Stellungnahme des Büros zu den Lipidinfusionslösungen nur eine Druckversion an ein Bundesministerium weitergeleitet wurde, wurden auch die im Berichtszeitraum zusammengetragenen Ergebnisse der Forschungs-Projektvorstudie "Die Antiochias - Stätten einer Hochkultur und Marksteine auf dem Weg der Kreuzritter" rekapituliert.

Da das CID-Studien- und Forschungsprojekt zu den Antiochias die Durchsicht umfangreicher Literatur zur Regionalgeschichte der Levanteregion, Kolonie- und Staatengründung, Migrationen, Militärkampagnen und Menschenrechtsverletzungen, Religionsgeschichte, Archäologie und Ausgrabungen, Burgen- und Festungsbau und Familiengeschichte mitteleuropäischer Adelshäuser erfordert, wurde von dem im Report 2006-2007 erwähnten Projektantrag an eine kolumbianisch-antioquenische, universitäre Forschungsstelle abgesehen. Alternativ wurde der Projektentwurf einer aus Antioquia stammenden Doktorin der Ethnologie des Völkerkundeinstitutes Marburg und einer deutsch-kolumbianischen Magister Studentin und EAFIT-Absolventin des Fachbereiches Kommunikationswissenschaften / Internationale Politische Kommunikation mit dem Angebot vorgelegt, unter dem Dach von CID als projektleitender Stelle und in Zusammenarbeit mit einer katholischen Diözese ein gemeinsames Studien- und Publikationsprojekt zu den Antiochias aufzubauen. Gegenwärtig befindet sich das Projekt in der Vorschlagsphase.

Ab Frühjahr 2007 erschwerte ein bedauernswerter Umstand die eigenständige Weiterarbeit von CID an der vorbereitenden Artikelredaktion für den zur Vorlage geplanten Studien- und Publikationsentwurf. Vermutlich durch externen Zugriff auf die Bürolaptop-interne Datenspeicherung gingen wichtige Teile der zwischen Mai und Oktober 2006 zusammengetragenen, auf Computerfestplatte elektronisch gespeicherten Daten, insbesondere die Literaturlisten und Auswertungshinweise verloren. Der Eingriff in den Fujitsu-Siemens Bürolaptop war insofern bemerkenswert, daß das Büro CID zu diesem Zeitpunkt noch nicht über einen Internetanschluß verfügte, also ein Zugriff per unbemerkt in den Laptop integrierten Mobiltelefonchip stattgefunden haben muss.

         

Die weltweite Verbreitung der Ortsnamen Orange und Nassau

Betrachtet man systematisch die Berlin- und Antiochia-Ortsnamensphänomenologie, wird man unweigerlich mit einem dritten, bei weitem ausufernderen, weltweiten Namensphänomen konfrontiert - den Orange´s und Nassau´s. Wie sich vergleichbar beim selbstkonzipierten, unabhängigen, studierenden Herangehen an diese 3 Themenkomplexe der Kolonisations-, Siedlungs- und Migrationsgeschichte herausstellt, sind alle drei Wissensgebiete kontemporär nicht zusammenfassend dargestellt und wird der Informationsbestand zu diesem Themenkreis scheinbar in geheimbündlerischer Manier von einer Riege sich allein zuständig wähnender Spezialisten monopolisiert, wobei unabhängige Herangehens- und Interpretationsweisen von Vorneherein als unerwünscht und störend abgedrängt und bisweilen sanktioniert werden.

Dieser lamentable Ausgangszustand soll aber das private Forschungsinstitut CID, das zudem seit 10 Jahren seinen Sitz im Herzen des Fürstentumes Nassau eingenommen hat, nicht davon abhalten, eigene Sichtweisen zu dem Namensphänomen zu entwickeln.
Die Ausbreitung von Ortsnamen über den Globus wird zuerst Seefahrern zugeschrieben, die bei Erstkartierungen von ihnen "neuentdeckter" Weltregionen Ortsbenennungen durchführten, die sich bei zunehmend international vereinheitlichter Kartographie "hielten" und übernommen wurden. Im europäischen Sprachraum angefertigte Karten verwendeten dazu Bezeichnungen aus der portugiesischen, spanischen, französischen, englischen, niederländischen und auch der deutschen Sprache. Die relative Dominanz der Ortsbezeichnungen in nicht-deutschen Sprachen hat vermutlich 2 Gründe:
  • Deutschland war zu Beginn der interkontinentalen Seeschiffahrt keine traditionelle Seefahrernation sondern ein Binnenland und beteiligte sich an den über die großen Ostindien- und Westindien-Kompanien entwickelten, kolonisatorischen Aktivitäten Europas zuerst personell aber weniger durch eigene Schiffe oder Flotten und hatte somit weniger Einfluß auf Kartographie und Namensgebung.
  • Spätere Kartographische Ortsbenennungen in deutscher Sprache, die zum Ende des 19ten Jahrhunderts häufig waren, gingen nach den Limitationen, denen deutsche Kolonialaktivitäten in Folge der Weltkriege 1 und 2 unterworfen waren, teilweise wieder durch Umbenennungen verloren.
Kartenausschnitte der Weltkarte: Pazifischer Ozean (oben) und Südatlantik (unten).
Im oberen Kartenausschnitt abgebildet sind die Nassau Insel und die Horn Insel bei Samoa,

die untere Hälfte der Karte zeigt die Nassau Bucht (Bahia de Nassau) bei Kap Horn.

 

Das Fürstentum bzw. Herzogtum Nassau entstand durch eheliche Liaisonen zwischen den Adelsfamilien aus Nassau an der Lahn  und den Herrschaftshäusern von Diez, Limburg, Weilburg, Dillenburg, Usingen und Idstein. In seiner Blütezeit reichte seine territoriale Ausdehnung über die Lahnregionen Westerwald und Taunus hinaus bis Frankfurt und Wiesbaden. Weitere, durch Eheschließungen der Nassauer Adelshäuser mitverwaltete Ländereien liegen u.a. im Saarland, Luxemburg und den Niederlanden.
Durch Erbschaft gelangte im Jahre 1530 das zum Adelshaus von Chalon gehördende, südfranzösische "Fürstentum Orange" an den Sohn der Schwester des Philibert du Chalon, den Grafen René von Nassau-Dillenburg und zählte für die folgenden 172 Jahre bis 1702 zu den Besitzungen des Hauses von Nassau. Abgeleitet von dieser territorialen Verbindung und dem daraus entstehenden Handels- und Beziehungsgeflecht ist der ab diesem Zeitpunkt geführte Beiname des "Nassauischen Hauses von Oranien", das seine namensgebende Bedeutung von den Orangenplantagen der Provence und den in den Folgejahrhunderten auch an deutschen Schlössern etablierten  Zitrusbaumgewächshäusern, den "Orangerien" hatte. Nach dem Ende dieser Territorialliaison im Jahre 1702 führt das niederländische Königshaus, mit dem das deutsche Fürstentum Nassau traditionell enge personelle Allianzen verbinden, den Titel "von Oranjen" bis heute im Namen weiter.

Ebensolche familiäre Allianzen des, inmitten heutigem deutschen Territoriums angesiedelten Fürstentumes Nassau-Orange wie zur holländischen Krone bestanden auch zum britischen Königshaus. Diese Verbindungen hatten zur Folge, daß Auswanderer aus der kargen, mittelhessischen Bergregion an Kolonisationsprojekten der Britischen- und Niederländischen West- und Ostindienkompanien in großer Zahl teilnahmen, zumeist in der Rolle der Siedler und Söldner.

Die administrative Inbesitznahme von Ländereien in fremden Kontinenten durch Einwanderer erfolgte zumeist durch Flaggenhissung, Festungsbau und Ortsbenennung, wobei zu Ehren der Königin, des Heimatlandes oder der Auswanderungsgesellschaft eine nomenklatorische Verbindung zur Schutzmacht hergestellt wurde, von der man sich so bei der Aufrechterhaltung der Niederlassungsgründung Schutz und Hilfe erhoffte. Hierin mag die Kombination der Gründe zu finden sein, die der Benennung  zahlreicher militärischer Forts und Festungsanlagen zumeist in oder in der Nähe von Häfen oder Handelsniederlassungen zu Grunde liegen, wie beispielsweise in Recife,  Curacao, Bahamas, Banda Neira, Ternate, Quandong, etc., etc., etc.

Die initiale, militärische Hintergrundbedeutung der Namensgebungen der Nassau und Orange Festungen, Siedlungen, Verwaltungsgrenzeneinheiten oder natürlich-geographischen Merkmale (Gebirge, Flüsse, Buchten, Inseln) nahm im Verlauf der mehrere hundertjährigen Kolonisationsgeschichte zu und wuchs zu einem charakterisierenden Bild für diese Namensgebung heran, denn nicht immer war die Kolonialgeschichte der letzten 500 Jahre von Eheschließungen zwischen Siedlern und Einheimischen, von der Erziehung der gemeinsamen Kinder, vom Aufbau gemeinsamer Geschäfte, Handelsstrukturen, Beziehungsgeflechten,  Wissensaustausch, technologischer Modernisierung und gemeinsamer Prosperität und Wachstum geprägt.

Zwischen den seit Generationen mit Einheimischen friedlich und erfolgreich zusammenlebenden Siedlern und den in den Nassau-Festungen hinter martialischen, waffenstrotzenden Mauern zusammengepferchten Söldnern, welche die ortsfremde Ideologie und Logik des fernen Vaterlandes zu repräsentieren und zu verteidigen hatten und die mit der sie umgebenden Landesrealität nur über entsandte, staatliche Amtsträger und situationskatalysierende Missionare verbunden waren, entbrannten im Verlauf der Jahrhunderte wiederholt Konflikte, deren Folgen als warnendes Zeichen für alle Zeiten unvergessen im gemeinsamen Bewußtsein getragen werden sollten, um der lamentablen Tendenz der "Geschichte", als erlentes Vorbild zu dienen, nachgespielt zu werden und sich so von selbst zu wiederholen, entgegenzutreten.
           


Banda Neira Insel - Fort Nassau Banda Neira - Soldaten neben der Büste von König Willem III auf Banda Neira
 

Die im Berichtszeitraum 2007-2009 entstandene Idee der vergleichenden Ortsnamensstudie  Berlin - Antiochia - Nassau/Orange wurde im Inhaltsverzeichnis des CID Berichtes 2009 schon angekündigt aber erstmals im CID-Report 2011 neben der ersten Ergebnispräsentation konzeptionell angedacht und ausgeführt. (Siehe dazu Berichtskapitel: http://www.report-2011-orange.blogspot.de/).


Für das neue Studien-, Forschungs- und Publikationsprojekt von CID mit dem Titel




wurde unter der Internetadresse http://www.orange-nassau.blogspot.de/ eine eigene Homepage angelegt, die zu den 3 Hauptkapiteln des zukünftigen Nassau-Orange-Netzwerkes führt:

 
  • Historische Daten zur Entstehung des mitteleuropäischen "Nassau County" und seiner weltweiten Ausdehnung über die Bildung familiärer Liaisonen
  • Kartierung der weltweiten Verbreitung der Oranges und Nassaus nach Kontinenten: Europa - Nordamerika - Caribic - Zentralamerika - Südamerika - Afrika - Asien - Ozeanien - Australien
  • Organisierte Teilnahme nassauischer Söldner an ausländischen, militärischen Kampagnen: US-Unabhängigkeitskrieg 1775 - 1783 & Napoleonische Feldzüge in Spanien 1808 - 1813
 
Einziges bisher vorbereitetes Kapitel ist die vorbereitende Zusammenstellung der bisher bekannten bzw. hier registrierten Nassau´s und Orange´s auf der Intenethomepage:
 
 
 



Zu bisher nur 2 der zusammengestellten Nassau´s und Orange´s wurden eigene Artikel verfasst:
 
 
 
 
wobei der erste Artikel zum am nördlichsten Punkt von Novaja Semlja gelegenen, fast ganzjährig vereisten Kaps Nassau (Kap Maurici) mit den vorgelagerten Orangen Inseln der erneuten Überarbeitung bedarf, da die im Internet abrufbare Literatur wegen dort zu findender, unterschiedlicher bzw. unexakter Ortsangaben zu im Text wiedergegebenen Vermutungen über die tatsächliche Lage des geographischen Punktes auf der Insel geführt hat.
 
Im  vorliegenden Berichts-Zeitraum 2011-2012 hat keine weitere Bearbeitung der Thematik durch CID-Forschung stattgefunden. Konzept der Weiterentwicklung der Studien- und Publikationsreihe ist - wie beim Berlinprojekt - die Kontaktaufnahme mit in den beschriebenen Regionen lebenden Autoren und die Übernahme von diesen erstellter Beschreibungen als Internet-Publikation in das N-O-Blognetzwerk neben der eigenständigen Weitererstellung einzelner Publikationen.
 
Hierzu wurde insbesondere versucht, Kontakt zu Geographen oder Landeskundlern in China sowie der Niederländischen Ostinidienkompagnie aufzunehmen und eine Datensammlung und Beschreibung der östlich von Hongkong und westlich Taiwans gelegenen Nassau Bucht zu erhalten, die allerdings auf neuzeitlichen Karten dort nicht mehr registriert ist. Keine der angesprochenen Stellen hat CID dazu geantwortet bzw. vorliegendes Datenmaterial vermitteln können. Vermutlich handelte es sich bei der chinesischen "Nassau Bay" um die Bucht von Shantou (Swatow).

Themenübergreifend soll hier noch, sozusagen als Beleg oder Begründung für die Notwendigkeit der vergleichenden Betrachtung der Berlin - Antiochia - Nassau / Orange - Ortsnamensphänomenologie, die anekdotische Begebenheit erwähnt werden, daß es während des Feldzuges des 2ten Regimentes der Herzöglich-Nassauischen Truppen in Spanien am 27. und 28. März 1809 zu den berühmten "Gefechten bei Medellin" kam. Der Ort Medellin in Spanien liegt südwestlich von Madrid und nördlich von Sevilla. Zufällig ist wohl die Namensgleichheit des spanischen Medellin mit dem kolumbianischen Medellin, der Departamentshauptstadt von Antioquia / Kolumbien, das Anfang des vergangenen Jahrhunderts ein Stadtviertel mit Namen "Berlin" verzeichnete, dessen Namen während des II. Weltkrieges in "Aranjuez" umgewandelt wurde. 

 
 

Bemerkenswürdigkeiten aus der Region Weiltal-Lahntal
 
Im Jahre 2005 begann CID Forschung seine landeskundlichen Studien in Weilmünster mit einer Betrachtung der Namensphänomenologie der  "Sarahs" auf dem "Jüdischen Friedhof" des Klinikums Weilmünster. Die Landeskunde-Internetpublikationsreihe beinhaltet dazu zwei Veröffentlichungen sowie mehrere Fotoserien zu Architektur und Geschichte des Sanatoriums.

Die Landeskundestudien wurden in den Folgejahren ausgedehnt und fortgesetzt, worüber die entsprechenden Berichtskapitel im CID-Bericht 2009 und CID-Report 2011 Auskunft geben.

Auf eine ausführliche, thematische Behandlung weiterer Aspekte der Landeskunde Weiltal - Lahntal im Berichtszeitraum 2011-2012 wurde verzichtet. Demgegenüber wurde in Verbindung mit dem Ausbau der Internet-Bildagentur Foto-CID ein neuer Schwerpunkt auf die dokumentarische, zeitgeschichtliche, journalistische Bildberichterstattung zu einzelnen Themen bzw. für die gesellschaftliche Entwicklung im Raum Weil-Lahn bedeutsamer Ereignisse gesetzt, die im Rahmen von dokumentarischen Bildsserien unter anderem verlinkt über die Foto-CID Homepage veröffentlicht sind oder in Einzelbildern für die Illustration der 3 Flickr-Photostreams von Foto-CID verwendet wurden. Letztere unterliegen allerdings häufigen Aktualisierungen und Bildbestandsänderungen.

In diesem Zusammenhang bedeutsam sind folgende Bildserien:



 
 
Die zukünftige landeskundliche Studientätigkeit von CID wird diese eingeschlagene Linie der thematischen Dokumentarfotoserien bis auf Weiteres beibehalten und auf die landeskundliche Artikelredaktion, insbesondere zu Thema "Tunnel und Bunkeranlagen in Weilmünster und Umgebung" vorerst verzichten.
 
 
 
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Kapitel-Textredaktion zur späteren Korrekturdurchsicht abgeschlossen
20. Januar 2013 - 15.26 p.m.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger
Les Roques sur Ceze
 
 
 
 

Impressum

CID Report 2013

Land: Kolumbien

Massnahme: Gruendung und Aufbau eines unabhängigen Gutachterbüros zur Projektentwicklung und Planung und Durchführung von Forschungsprojekten (PLAN Bogotá / CID - Phase: Forschung Weilmünster Oktober 1999 - Dezember 2012)

BERICHT

Januar 2011 - Januar 2013

CID Report 2013 - TEN YEARS AFTER




CID Forschung
Consultoría - Investigación - Documentación
Private wissenschaftliche Forschungseinrichtung E.K.
Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger
HRE: 2720 LIMBURG


Postanschrift des Büros:

Nassauer Strasse 23a
D-35789 Weilmünster
0151- 57 62 45 64
cidinvestigacion@gmail.com


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